Industrie 4.0-Studie: Mitarbeiter werden nicht einbezogen

20.11.2015 -

Die Unternehmen in Maschinenbau und Elektrotechnik haben Industrie 4.0 als technische und strategische Herausforderung angenommen. Aber ein Aspekt kommt zu kurz: die Mitarbeiter. So deutet es eine Vorerhebung im Maschinenbau an, die im Forschungsprojekt „Gestaltungsdiskurs Industrie 4.0“ am Studiengang Technikjournalismus/Technik-PR entstanden ist. Befragt wurden Anfang November die Kommunikationsabteilungen ausgewählter Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus, der Elektroindustrie und von Herstellerfirmen. Geantwortet haben bis Mitte November rund 50, davon zwei Dritteln mit jeweils mehr als 2000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Inhaber- oder familiengeführte Unternehmen sowie börsennotierte Unternehmen waren gleich vertreten.

Die ersten Ergebnisse:

  • Industrie 4.0 ist ein Thema für CEOs und Führungskräfte
  • Wichtig ist Industrie 4.0 in der Kommunikation mit Kunden und Politik
  • Die interne Mitarbeiterkommunikation thematisiert Industrie 4.0 kaum

Alle Unternehmen haben erste oder schon weitergehende Erfahrungen mit Konzepten von Industrie 4.0, zwei Drittel bezeichnen Industrie 4.0 sowohl als wichtigen Bestandteil der Unternehmens- als auch der Kommunikationsstrategie. Und diese Unternehmen kommunizieren Themen zu Industrie 4.0 seit über einem Jahr. Dabei stehen die Stakeholdergruppen Kunden, Politik und eigene Führungskräfte im Mittelpunkt. Auf die Frage, „Wie schätzen sie die Bedeutung der Kommunikation über Industrie 4.0 für Stakeholder ein?“ antworteten mit sehr wichtig/wichtig: 75% aktuelle Kunden, 68% potentielle Kunden, 81% unsere Führungskräfte, 81% unsere Ansprechpartner in der Politik und nur ein Drittel erkannte darin ein (sehr) wichtiges Thema für die Mitarbeiter in der Produktion.
Diese Einschätzung der Kommunikationsabteilungen spiegelt sich auch in den anderen Antworten wider. 95% sehen in Industrie 4.0 einen wichtigen Aspekt für die Entwicklung des Unternehmens. Dementsprechend ist bei diesen auch das Thema direkt bei der Geschäftsführung verortet und ist ein wichtiger Punkt für die Führungskräfte. Mit Blick auf die Mitarbeiter schreiben die befragten Mitarbeiter der Kommunikation dem Konzept Industrie 4.0 nur mäßige Bedeutung zu, denn nur 32% sagen die Belegschaft sei sehr am Thema interessiert. Und: Verunsicherung nehmen die Befragten in der Belegschaft auch nicht oder kaum wahr. Die Hälfte überhaupt nicht und nur 10% würden die in signifikantem Umfang so sehen. Immerhin bei einem Drittel der Befragten wird bestätigt, dass die Mitarbeiter an den Auswirkungen von Industrie 4.0 auf ihren Arbeitsplatz interessiert seien. Konsequenterweise erachtet nur ein Drittel der Befragten das Thema als wichtig für die Personalkommunikation/HR-Communications.

Offensichtlich schätzen die Kommunikateure die Resonanz auf kritische Studien in ihrer Belegschaft eher gering ein. Studien des IAB oder der IngDiBa wurden in den zurückliegenden Monaten mit Ergebnissen zitiert, die einen Zuwachs bei qualifizierten Arbeitsplätzen sehen aber eben in Summe auch einen signifikanten Abbau von Arbeitsplätzen. Das Veränderungspotential von Industrie 4.0 für Gesellschaft und Arbeitnehmer sehen alle Befragten als gegeben an. Wobei von Hysterie hier nicht die Reden sein kann. Die Hälfte bleibt angesichts der Veränderungen auch mit Blick auf die Gesellschaft eher gelassen. Einig sind sich alle bei der Antwort, dass sowohl Belegschaft als auch Führungskräfte angesichts der Digitalisierung und Industrie 4.0 neue und andere Qualifikationen bräuchten.

Die erhobenen Daten sind nicht repräsentativ geben aber Anhaltspunkte dafür, wie das Thema Industrie 4.0 in der Kommunikation der Unternehmen eingeschätzt wird und gibt Impulse für weitere Erhebungen. Dass dem Thema Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte unterstreichen die Erfahrungen mit Change-Kommunikation in Unternehmen. Denn auch wenn man noch keine genaue Definition von Industrie 4.0 oder gar einen Standard gefunden hat, dass es einen Wandel initiieren wird ist sicher. Und Erfolg im Wandel erfordert Kommunikation. Aus Sicht der Unternehmen eben externe und interne.

Kontakt

Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm

Keßlerplatz 12
90489 Nürnberg

+49 911 5880 1855

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