Automatisierung

Telekommunikation und Industrie 4.0

14.01.2015 -

Cloud-Lösungen werden zwar mehr und mehr in den industriellen Alltag eingebunden, doch Bedenken hinsichtlich Sicherheit und Datenverfügbarkeit bestehen noch immer. Jürgen Hase, Leiter M2M Competence Center bei der Deutschen Telekom, klärt auf, welche Möglichkeiten die M2M Device Cloud der Deutschen Telekom bietet, wie es hier um die Kosten bestellt ist und warum die Lösung sicherer ist als manche Banking-Website.

Inwieweit bindet die Industrie Dienste und Anwendungen aus der Cloud in ihren Arbeitsalltag ein? Welche Bedenken bestehen dabei bezugnehmend auf die Sicherheit?

Jürgen Hase: Zurzeit ist das Zukunftsprojekt Industrie 4.0 in aller Munde. Vereinfacht dargestellt handelt es sich dabei um die Anwendung von Technologien wie Cloud Computing und M2M-Kommunikation in traditionellen Anwendungsfeldern wie der Maschinenproduktion, Heizung, Lüftung, Klima, oder auch fertigungstechnischen Maschinen und Anlagen. Im Kern geht es darum, Daten in Echtzeit zu sammeln und auszuwerten, um damit fundiertere und schnellere Geschäfts- und Service-Entscheidungen zu treffen. Dafür sind sichere Datenspeicher- und Kommunikationsverfahren sowie die Big-Data-Analysen unerlässlich.
Im Bereich der Datenanalyse - beispielsweise bei ERP oder CRM-Systemen - setzen Mittelständler bereits auf Cloud-Anwendungen wie Salesforce.com. Aktuell beobachten wir aber in nahezu allen Branchen den Trend, einzelne Datensilos aufzulösen und in übergreifenden Cloud-Plattformen zusammenzuführen.
Vor der Migration in die Cloud - insbesondere, wenn es sich um Cloud-Lösungen handelt - gilt es, mehrere Punkte zu beachten. Einerseits sollte die Cloud-Lösung eine sichere Autorisierung gewährleisten, beispielsweise über SSH. Wichtig ist zudem eine verschlüsselte Datenübertragung. Hier bieten sich VPN-Tunnel an.
Andererseits müssen die Cloud-Plattformen auf variierende Mengen von Geräten, Daten und Nutzern eingestellt sein. Selbst bei tausenden angeschlossenen Geräten darf der Betrieb nicht beeinträchtigt werden und die System-Performance keine signifikanten Einbrüche verzeichnen. Im Idealfall skalieren auch die Nutzungsgebühren. Bei der Plattform M2M Device Cloud von der Deutschen Telekom und Cumulocity berechnen sich die Nutzungsgebühren beispielsweise aus der Anzahl der verbundenen Geräte.

Mit welchen Produkten unterstützen Sie denn Maschinen- und Anlagenbauer auf dem Weg „in die Cloud"?

Jürgen Hase: Gemeinsam mit Cumulocity bietet die Deutsche Telekom die M2M Device Cloud an. Dabei handelt es sich um eine Plattform, die gerätespezifische Daten entgegennimmt und in ein geräteunabhängiges Format überträgt - eine Art Esperanto für Maschinen. Als Übersetzer fungiert eine spezielle Software, der sogenannte Agent. Er kann lokal auf dem Gerät installiert sein oder serverseitig implementiert werden. Der Agent sorgt dafür, dass das Gerät barrierefrei mit der Cloud-Plattform kommunizieren kann. Die gesammelten Daten werden dort nach definierbaren Vorgaben verarbeitet. Übersteigt die Temperatur in der Maschine beispielsweise einen Grenzwert von zum Beispiel 80 Grad, sendet die M2M Device Cloud automatisch einen Alarm per E-Mail oder SMS an den Betreiber, der dann der Ursache sofort auf den Grund gehen kann.

Welche Möglichkeiten eröffnet die M2M Device Cloud dem Maschinenbetreiber?

Jürgen Hase: Maschinenbetreiber können mit der M2M Device Cloud ihre Prozesse optimieren. Möchte beispielsweise ein Händler von medizinischen Geräten sicherstellen, dass die verkauften Geräte rund um die Uhr einwandfrei funktionieren, kann die M2M Device Cloud ihn dabei unterstützen, in dem sie die Daten von verschiedenen medizinischen Geräten in Echtzeit erfasst. Sobald Werte vorab definierte Intervallgrenzen über- oder unterschreiten, wird ein Alarm ausgelöst. Durch die M2M Device Cloud API kann der Alarm auch direkt vom ERP-/CRM-System verarbeitet werden. Um das Problem möglichst schnell zu lösen, wird dann automatisch ein Serviceticket erstellt und einer oder mehreren verfügbaren Ressourcen zugeordnet. Durch die Reduktion der Ausfallzeiten kann so die Maschinenauslastung verbessert und die Produktion damit effizienter werden.
Zudem eröffnet die M2M Device Cloud Maschinenherstellern ein neues Geschäftsmodell. Statt die Maschine zu bauen und zusammen mit einigen Wartungsdiensten zu verkaufen, können sie ihren Kunden mit der M2M Device Cloud eine vollkommen durchorganisierte Dienstleistung anbieten. Die Kunden zahlen lediglich für die Nutzung der Maschinen, während die Hersteller für einen einwandfreien Betrieb sorgen.
Weiterhin ermöglicht die M2M Device Cloud Maschinenbetreibern, neue Dienste im Bereich Datenmonetarisierung/Big Data anzubieten. Beispiel: Die aggregierten Maschinendaten können zum Beispiel in der Konstruktion, Fertigungsoptimierung, Marktforschung, Werbung und vielen anderen Bereichen genutzt werden.

Was unterscheidet Ihre Lösung von Produkten anderer Hersteller?

Jürgen Hase: Der Markt für Plattformen boomt derzeit. Allerdings haben die meisten zwei entscheidende Nachteile. Zum einen werden viele Plattformen von bestimmten Geräteherstellern betrieben, wodurch sie nicht zu 100 Prozent geräteunabhängig sind. Zum zweiten lassen sich die meisten Plattformen nur mit hohem Aufwand in Betrieb nehmen. Verglichen mit anderen Plattformen ist die M2M Device Cloud geräteunabhängig. Das heißt, unsere Lösung kommuniziert dank des Agenten mit allen Geräten. Und der Kunde zahlt nach Bedarf - es gibt keine Einrichtungsgebühr. Wenn das Geschäft des Kunden und damit die Zahl der verbunden Geräte wächst, zahlt der Kunde lediglich entsprechend seiner Nutzung mehr.

Apropos Kosten - auf welchem Niveau bewegen sich die Kosten bei Ihren Lösungen? Wird pauschal abgerechnet oder individuell nach Nutzungsverhalten? 

Jürgen Hase: Die Kosten sind sehr günstig und steigen proportional mit wachsendem Geschäft. Der Standardzugang kostet monatlich 125 Euro und umfasst bis zu 100 Geräte. Pro Gerät darüber hinaus fallen monatlich zusätzliche Kosten in Höhe von lediglich 1 Euro an.

Neben den Kosten wird bei Cloud-Lösungen meist die fehlende Kontrollierbarkeit der ausgelagerten Daten als Schwachstelle benannt. Wie stellen Sie sicher, dass nur Berechtigte auf die Daten zugreifen können?

Jürgen Hase: Die M2M Device Cloud wurde nach den weltweit striktesten Sicherheitsanforderungen zertifiziert und nutzt einen der weltweit sichersten Hosting-Dienste. Den Experten von sslabs.com zufolge ist unser Verschlüsselungslevel höher als der vieler Banking-Websites. Für die Kunden heißt das: Ihre Daten bleiben in ihrer Hand - auch wenn sie unsere Dienste irgendwann nicht mehr in Anspruch nehmen wollen. Daten-Verfügbarkeit und Sicherheit werden auf unserer Plattform optimal miteinander in Verbindung gebracht.

Kontakt

Deutsche Telekom AG

Landgrabenweg 151
53227 Bonn

+49 228 936-46739
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