Automatisierung

„Das Thema KI wird uns in der Material­prüfung stärker beschäftigen“

07.03.2024 - Im Gespräch: Klaus Cierocki, Geschäftsführung ZwickRoell

„Wer wachsen möchte, muss ins Ausland denken“ – doch sind die geopolitischen Voraussetzung so schwierig wie selten zuvor. Dennoch ist ZwickRoell international gut aufgestellt und geht den Pfad des internationalen Wachstums weiter. Wie der Prüfmaschinenhersteller den Trends Digitalisierung und KI  begegnet, darüber sprechen wir mit Klaus Cierocki. 

Mit Blick auf den Umsatz lag ZwickRoell im September 2023 leicht über dem Niveau des Vorjahres, doch knapp hinter Plan. Wie sind die Aussichten respektive ­die Erwartung an das Jahr 2024?

Klaus Cierocki: Wir erwarten bei uns in der Firmengruppe ZwickRoell in Summe ein moderates Wachstum, das zwischen sieben und acht Prozent liegt. In unserem Heimmarkt rechnen wir mit einem verhaltenen Zuwachs. In Asien und Nordamerika sehen wir eine dynamischere Marktentwicklung und rechnen hier mit höheren Wachstumsraten im Vergleich zu 2023.

„Wer wachsen möchte, muss ins Ausland denken. Denn die Rahmenbedingungen in Deutschland sind mit steigenden Energiepreisen und fehlenden Fachkräften wenig rosig“, so eine Ihrer Aussagen anlässlich Ihrer Pressekonferenz Anfang Oktober 2023. Ist deshalb die Entscheidung gefallen, das Unternehmen stärker international auszurichten und zukünftig als SE zu firmieren? 

Wir sind seit einigen Jahren international stark aufgestellt. Im Jahr 2022 haben wir beispielsweise schon rund 70 Prozent unseres Umsatzes außerhalb Deutschlands erwirtschaftet. In Deutschland sind wir sehr solide unterwegs und haben hier bereits eine starke Marktdurchdringung. Daher fokussieren wird uns künftig stärker als bisher auf internationale Märkte, sprich auf Europa, aber vor allem auch auf Nordamerika und Asien. Einhergehend damit ist auch die Umfirmierung der Rechtsform unserer Muttergesellschaft von der AG hin zur europäischen Aktien­gesellschaft SE ein Ausdruck dessen und trägt dieser Entwicklung Rechnung. Für uns war es die richtige Entscheidung und der folgerichtige Schritt, um unsere Wachstumsstrategie konsequent zu verfolgen und umzusetzen. 


Welche Absatzmärkte außerhalb Europas haben Sie im Blick und wie schätzen Sie das Wachstum vor Ort ein?

Der Fokus liegt gemäß unserer Wachstumsstrategie klar auf Nordamerika und Asien. In Nordamerika sehen wir deutlich zweistellige Wachstumsraten und peilen einen Umsatz von fast 30 Millionen Euro an. In Asien respektive China als größten Einzelmarkt neben Deutschland erwarten wir ebenfalls ein starkes Wachstum und planen einen Umsatz von rund 40 Millionen Euro. Wir sind zuversichtlich, dass unser internationales Team alles daransetzt, die Ziele zu erreichen. 


Experten sehen die geopolitischen Veränderungen in dem Verhältnis zu China mittel­fristig als die größte Herausforderung. Wo sehen Sie die größten Aufgaben für die deutsche Industrie, die es 2024 zu bewältigen gilt?

Sicherlich müssen die geopolitischen Veränderungen im Verhältnis zu China kontinuierlich beobachtet und neu bewertet werden, woraus sich auch für 2024 Herausforderungen ergeben. Ich denke hierbei beispielsweise an die Themen Lieferketten, Technologietransferschwierigkeiten oder Marktzugangsprobleme. Letzteres ist sicherlich mit als größte Herausforderung zu sehen, welche eine langfristige Planung aber gleichzeitig auch agile Anpassungsstrategien der gesamten deutschen Industrie erfordert. 


Als Megatrend für 2024 wird oft die Digitalisierung genannt. Welche Rolle spielt diese für Sie als Hersteller von Prüfmaschinen? 

Die Digitalisierung spielt für uns als Prüfmaschinenhersteller schon heute eine wichtige Rolle, der wir uns mit großem Enthusiasmus widmen. Und das Thema wird noch bedeutender in den nächsten Jahren. Unsere Kunden „produzieren“ mit unseren Prüfmaschinen enorme Mengen an Messdaten. Das Potenzial dieser „Big Testing Data“ wird bisher noch unzureichend genutzt. Dieses Jahr haben wir auf der TestXpo unser Test Data Management vorgestellt, welches unseren Kunden zukünftig einen deutlichen Mehrwert bietet. Mess- und Maschinendaten, auch von mehreren Maschinen und Standorten, können hier in Echtzeit ausgewertet und für Trendanalysen oder Predictive-Maintenance-Funktionen herangezogen werden. Dies steigert die Effizienz, reduziert Fehler und Ausfallzeiten. Sicherlich wird uns das Thema KI auch in der Material­prüfung zukünftig stärker beschäftigen.


Welche weiteren Trends gibt es aktuell im Bereich der Mess- und Prüftechnik?

In der Mess- und Prüftechnikbranche sind die Dynamik und der Innovationsgeist seit Jahren sehr beeindruckend. Getrieben werden wir hier natürlich von den globalen Mega­trends, wie Nachhaltigkeit oder Net Zero. Dies spiegelt sich beispielsweise in der enormen Nachfrage nach unseren Wasserstoffprüflösungen wider. Mit dem zunehmenden Fokus auf eine CO2 neutrale Energieversorgung und alternative Antriebstechnologien steigt auch die Notwendigkeit von Prüflösungen entlang der kompletten Wertschöpfungskette der Wasserstofftechnologie. Das beginnt bei Prüflösungen für Elektrolyseure, über Prüfsysteme für Wasserstoffleitungen und -Tanks, bis hin zu Prüfanwendungen für Brennstoffzellen und Lithium-Ionen-Batterien.


Wo liegen Ihre Schwerpunkte im Bereich F&E?

Wie bereits erwähnt wollen wir die Themen Digitalisierung, Data Management und den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Prüftechnik weiter vorantreiben und haben hierzu diverse Entwicklungsprojekte bereits aufgesetzt. Ein weiterer Entwicklungsschwerpunkt liegt beim Thema Automatisierung. Hier wollen wir vor allem die Range „nach unten“ erweitern, sprich unseren Kunden einfache und flexible Automatisierungslösungen auch für ein geringes Prüfaufkommen bieten. Zum einen setzen wir hier auf die Weiterentwicklung des Cobots-Ansatzes, zum anderen aber auch auf kleine lineare Automatisierungen, die einfach durch den Kunden selbst implementiert beziehungsweise nachgerüstet werden können. 


Was wünschen Sie sich für das Jahr 2024 – persönlich und für die Industrie in Deutschland?  

Für das kommende Jahr wünsche ich uns als ZwickRoell sowie der gesamten Industrie Stabilität und Wachstum in diesen dann doch nicht immer ruhigen Zeiten. Ich hoffe, dass der Abbau bürokratischer Hürden und Unwegsamkeiten durch die Politik vorangetrieben wird, um den Standort Deutschland zu stärken und wieder mehr und schneller – im übertragenen Sinne gesprochen – PS auf die Straßen zu bringen. Politik und Wirtschaft müssen ihre Kräfte bündeln und besser zusammenarbeiten, damit Arbeitsplätze nicht gefährdet werden. Und für mich persönlich, als BVB-Fan wäre es klasse, wenn die Borussia 2024 dann doch einmal wieder die Deutsche Meisterschaft gewinnt. (lacht) (agry)

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